Kotzen, Co-Parenting und das KROßE KLÜCK :)


Freitag, Samstag, Sonntag: Denkruhe, Dankbarkeit, Dauerfeiertag. Montag: Der krasse Downer. Um genau diese fiese Diskrepanz geht es heute.

Dass es in der Corontäne plötzlich einen Bloody Monday gibt, der unbarmherzig mit neuen Herausforderungen zuschlägt – darauf war ich absolut nicht vorbereitet!

Der Morgen startet mit dem sonst eher gechillten Büro-Video-Standup. Heute mischen sich Kindergeschrei, Cornflakes-Reste, DUAASCHT unkontrollierbar hinein. Ich schalte auf stumm, dann auf hide. Dann aus.

Entnervt schließe ich das Notebook und realisiere, da war noch was: das bis jetzt so wunderbar verdrängte Homeschooling. 

In allem Selbstmitleid: Mich trifft es besonders hart mit drei kleinen Grundschulkindern und einem unterforderten Kindergartenkind. Die Kinder haben jeder einen Berg Aufgaben für jedes Fach. Bis ich verstehe, wer was wann wie wo machen muss, vergehen zwei Stunden. Der vierjährigen Ida lege ich Stifte, Blätter und einen Haufen Vorschulhefte hin und hoffe, dass sie sich selbständig macht. Wie durch ein Wunder zieht sie sich zufrieden zurück.

Der Bloody-Monday-Soforteffekt: Mein auf Sparmodus geschalteter Motor springt im Turbo wieder an. Ich hüpfe den restlichen Vormittag wie ein Flummi zwischen Slack, Outlook, ungespitzten Bleistiften (Maaannn), "ich kaaaannn das nicht"- und "Hillfeee Mami"-Rufen hin und her. Ja, HILFE!, schreie auch ich innerlich.

Beim Mittagessen (Nudeln mit Butter. Mehr ist nicht drin.) ist es sogar in unserer Großfamilie still. Wir sind fertig. Alle. Bis auf Ida, die bereits das dritte Vorschulheft mit hochroten Wangen bearbeitet (Ok!).

Learning und weise Erkenntnis des Tages: So geht's nicht.

Für heute hat sich das mit dem Lernen erledigt. Ich schicke die Jungs in den Garten (danke lieber Gott dafür!), ja wir sind so privilegiert, dass wir mitten in der Stadt in Berlin noch einen kleinen Garten haben, und widme mich meinem Job. (Ida sitzt immer noch hochkonzentriert an ihrer Arbeit, was ich einfach so hinnehme.)

Ja, wir sind privilegiert. Und wie. Trotz allem Stress. Ich habe einen sicheren Job. Naja, so sicher wie er zu Corona sein kann. Ich habe tolle Kinder, die nach anfänglichem Startchaos und gemeinsamem Sortieren, Stundenpläne schreiben (Klar ist Zocken auch ein Fach😊), echt gut ihren Kram machen. ((Das mit dem fehlenden Fußballverein macht mir die größten Sorgen. Wie soll ich diese Mannschaft bewegen? @Alba Berlin, bitte produziert schön weiter Euren Kindersport! Die Kombi aus Glotze, Sport und Profis mit Ball funktioniert super bei den Kids!!!))

Und jetzt kommt noch ein großes Glück. Ein neues großes Glück. An zwei Tagen pro Woche und auch jedes zweite Wochenende sind die Kinder beim Papi. Bis jetzt waren unsere zwei Haushalte immer vor allem mit Mehrorga verbunden. Und schlechten Gefühlen, Fragen, manchmal Streit.

Corona hat etwas verändert. Schon nach wenigen Tagen Ausnahmezustand. Ich habe den Eindruck, dass uns die Muss-Distanz verbindet. Wir sind uns einig. Wir unterstützen uns. Wir übergeben die Kinder mit Blick in die Augen. Wir essen zusammen. Und wir genießen es. Weil wir die Zeit haben, uns darauf einzulassen? Weil plötzlich alles andere unwichtig oder überflüssig ist? Weil wir wieder auf die achten, die uns wichtig sind? Oder nur aus der Not heraus, weil die anderen Kontakte gerade wegbrechen? Aber dann ist diese Not ja nicht nur schlecht. Das beschäftigt mich …

Nur noch ein (langer) gefühlsduseliger Satz zum sogenannten Co-Parenting (die Amerikaner haben immer schneller für alles einen Namen als wir hier), versprochen! Ich bin privilegiert, dass ich durch die Aufteilung der Kinder beides habe: Die Auszeit, die uns das Virus schenkt und den Stress, der mit diesem völlig konträren Alltag kommt. Dadurch kann ich doppelt dankbar sein - für die neue, stille Zeit, der ich mich hingeben darf und für das Mitgefühl, das ich all den vom Homeoffice gestressten Eltern und allen, die jetzt Überstunden schieben für uns, empfinden darf. Das ist privilegiert für mich.


PS: Freue mich übrigens immer über Input, was Euch so beschäftigt in Corona times: Mails gerne an aennacoraenna@gmx.de oder als Kommentar!




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