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„Achtung, schwebende Last“: Ein Bild, eine Frau, ein magischer Ort

Es gibt Tage, da schüttet es die Inspiration vom Himmel. Vom ersten Öffnen der Augen regnet es Eingebungen. Alles erstrahlt. Jeder Kleiderbügel im Schrank gegenüber erzählt eine spannende Story. Und kaum draußen, liegen die Geschichten auf der Straße. Meine Inspiration nimmt mich an der Hand und führt mich ins Abenteuerland. Es läuft. Dann gibt es die leeren Tage. Schon das Aufstehen fällt schwer und der leere Kleiderbügel im Schrank nervt, weil er mein Kleid daneben blockiert. Und dann gibt noch die besonders besonderen Tage: Sie sind selten und beginnen meistens eher neutral. Doch das ist es noch nicht gewesen: Irgendetwas passiert, das es bis ins tiefste Innere schafft, die Fenster wieder einen Spalt öffnet und einen Strahl hineinlässt.   Wie vor ein paar Tagen, als ich meine Freundin und Künstlerin Sofia in ihrem neuen Atelier besuchte. Wie sehr ich nach drei Monaten ohne Kunst und Musik sehen, hören, fühlen oder erleben nach Inspiration lechze, merke ich in dem Mom

Muttersein ist Krieg

Muttersein und Krieg sind durchaus vergleichbar. Mit einem fundamentalen Unterschied: Muttersein macht Sinn. (Zumindest redet sich das jede liebende Mutter tagtäglich fest ein.) Ansonsten ist es gleich: Ein täglicher Kampf – oft bis aufs Blut, also blutig – um Leben und Tod. Jeder strampelt ums Überleben, einschließlich der Mutter. Den Vater lasse ich übrigens heute mal ganz bewusst raus. Der hats aber auch nicht leicht … Der Krieg beginnt schon im Bauch. Ein Hormonradau, der völlig unerwartet alles durcheinander wirft, was eigentlich schon als gegeben akzeptiert war: Meinungen und Einstellungen auch, ja! Was gut ist und was falsch. Aber vor allem die Kontrolle über jegliche Emotion. Nicht-Heuler (wie ich, Ihr könnt alle fragen: Ich dachte ich kann gar nicht heulen. Dachte.) mutieren plötzlich zu schluchzenden Schlosshunden, die wegen jedem Scheiß ihr Gesicht verlieren. Absolut peinlich und im wahrsten Sinne: zum Kotzen. Die Krux an der Gschicht: Die Liebe ist unermesslich, sog

Alleinsein sein heißt nicht einsam sein

Alleinsein ist ein Thema, das mich persönlich nicht betrifft. Nicht mal jetzt in dieser Corontäne-Zeit. Patchwork-Familie, meistens zwischen vier und sechs Kinder da (sowas von!), sonst Homeoffice oder Zweisamkeit. Das ist mein Leben. Nicht aber das vieler anderer. Es gib Hunderttausende, die seit bis zu sechs Wochen alleine in ihren Wohnungen sitzen. Und das ist jetzt echt schon eine lange Zeit. Für mich absolut unvorstellbar. Normalerweise singe ich jede Woche in einem sehr altersheterogenen Chor. Seit Jahren schon. Jetzt treffen wir uns jede Woche per Zoom und tauschen uns aus. Dieses Mal habe ich das Thema Einsamkeit mal in den virtuellen Raum geworfen, weil ich ein Gefühl bekommen wollte, wie es meinen Freunden in völlig anderen Lebenssituation geht. Erstaunlich dabei war, dass eigentlich keiner der Anwesenden über Einsamkeit geklagt hat. Für manche ist durch Corona ein längst fälliger Lebensabschnitt erst deutlich geworden, nämlich einer der inneren Einkehr. Andere betonten,

Wer und wo ist Frau Bildungsministerin Karliczek?

Liebe Bildungsministerin, äh, Anja Karliczek (mit vollem Blamage-Risiko gebe ich hiermit zu: Ja, ich musste diesen Namen gerade googeln). HILFE! Seit Beginn der Quarantänezeit bekommen wir Eltern wöchentlich Briefe, Mails, Aufgabenstellungen von unseren engagierten Schulleitern, Lehrern und Elternvertretern. Es geht um die Mammutaufgabe, neben dem Job die Kinder nicht nur zu beschäftigen, sondern sie auch noch selbst zu unterrichten. Alle Beteiligten in dieser Situation geben seit Wochen volle Power, bis an den Rand der Erschöpfung. Doch welche Hilfe gibt es von den Bildungspolitikern? Überall schallen Danksagungen an den Gesundheitssektor. Was ist mit den Lehrkräften, die sich aus dem Nichts ein neues Schulsystem überlegen müssen?! Das ist der helle Wahnsinn und verlangt Übermenschlichkeit. Auch wir Eltern sind knallhart überfordert. Ich sowieso mit drei Schulkindern und einem permanent zwischen den Stühlen sitzenden Kitakind. Aber auch alle anderen Eltern mit mindestens

Janz Jesunde Kinder!

Vielleicht nur eine Corornamorgana, aber heute schien mir mein "großer" zehnjährige Sohn Oskar plötzlich wieder so kindlich und klein. Seit einiger Zeit schon gibt es für Mami keinen Kuss mehr vor Freunden und auch sonst ist alles auf "cool" gestellt: Sprache, Bewegung, Rumgesitze. Spielen mit Geschwistern ist out. Die Haltung ist passiv (Schulter eher hängend), die Augen nur halb geöffnet, sein Lieblingswort: peinlich. Nach vier Wochen ohne Außenkontakt - so fiel mir heute schlagartig auf und wurde mir im Laufe des Tages beobachtend immer klarer, sind die von mir stigmatisiert als pubertäre Alluren - einfach verschwunden. Das Aha: Mit der Zuhause-Zeit können die Kinder wieder Kinder sein. Sie müssen sich weder  beweisen oder vor den Freunden profilieren, noch gibt es den Vergleich mit anderen Kindern. Weder in der Schule noch am Fußballfeld. Der Wettbewerb ist völlig weggefallen. Ich denke det ist mal janz jesund! Falls ich das als völlig subjektive, von Lieb

Corona2 now begins

Als Kind bin ich jedes Jahr mit meinen Eltern im Auto nach Italien gefahren. Eine eeeewig lange Fahrt von acht oder neun Stunden. Ich freute mich immer tierisch auf die Ferien – was mich die Autofahrt noch ungeduldiger erleben ließ. Und, es ist wirklich unglaublich, dass ich nie daraus gelernt habe: Jedes Jahr wieder kam es im wahrsten Sinne: Das böse Erwachen: Meine fünf CDs waren durch am Discman (remember?! 😊 ), ich war eingepennt und wachte auf – und stellte fest, dass noch nicht einmal die Hälfte der Reise überstanden war.  Noch schlimmer war es bei Stau. Dann verwandelte sich das Auto von Stunde zu Stunde in ein Gefängnis, dessen Wände immer näher kamen. Der Effekt: OHNMACHT gepaart mit Beinen, die rennen wollen. Das so ausführlich, weil es das Gefühl beschreibt, das wir nach der ersten, euphorischen „Coronaphase“ jetzt durchleben. Also ich. Kein Ende in Aussicht. Und auch meine Kinder, die plötzlich realisieren, dass die Ferien keine echten Ferien sind, sondern „Co

Wie mir zwei Tauben den Verstand rauben

Die Chance der Entschleunigung. Vor zwei Wochen war sie in aller Munde. Es gab die große Umstellung zu Homeoffice und Homeschooling. Was ist davon noch geblieben? Heute Morgen habe ich mich wieder bei der Normalität ertappt: Ich war genervt über Jobdinge und habe zum ersten Mal wieder im Kopf die Zukunft gesponnen. Ich habe die nächsten Wochen skizziert, bin schon im Voraus die ToDos durchgegangen und habe über Urlaubsoptionen im Sommer sinniert. Auch die neuesten Corona-Nachrichten habe ich nur noch automatisch, beinahe abgebrüht durchgeklickt. Aha, jetzt ist also Amerika dran. Erschrocken ob meiner plötzlichen Gleichgültigkeit beschloss ich, statt Mittag zu essen laufen zu gehen. Ich wollte irgendetwas anders machen. Vielleicht doch noch dem sich wieder drehenden Hamsterrad entkommen. Ich lief sauer und enttäuscht. Wo war mein Gefühl, mein Mitgefühl hin verschwunden?! Da sah ich zwei Tauben, die eng aneinander gekuschelt, surrend auf einem Ast saßen. Mein erster Ge