Wer und wo ist Frau Bildungsministerin Karliczek?
Liebe Bildungsministerin,
äh, Anja Karliczek (mit vollem Blamage-Risiko
gebe ich hiermit zu: Ja, ich musste diesen Namen gerade googeln). HILFE! Seit
Beginn der Quarantänezeit bekommen wir Eltern wöchentlich Briefe, Mails, Aufgabenstellungen
von unseren engagierten Schulleitern, Lehrern und Elternvertretern. Es geht um
die Mammutaufgabe, neben dem Job die Kinder nicht nur zu beschäftigen, sondern sie
auch noch selbst zu unterrichten.
Alle Beteiligten in dieser Situation geben seit Wochen volle
Power, bis an den Rand der Erschöpfung.
Doch welche Hilfe gibt es von den Bildungspolitikern? Überall
schallen Danksagungen an den Gesundheitssektor. Was ist mit den Lehrkräften,
die sich aus dem Nichts ein neues Schulsystem überlegen müssen?! Das ist der
helle Wahnsinn und verlangt Übermenschlichkeit.
Auch wir Eltern sind knallhart überfordert. Ich sowieso mit drei
Schulkindern und einem permanent zwischen den Stühlen sitzenden Kitakind. Aber
auch alle anderen Eltern mit mindestens einem Schulkind. Vor allem
Grundschulkinder, die zum Großteil noch komplett unselbständig sind.
Geschweige denn der Kinder, die oft ganz alleine sind mit
diesem plötzlichen Wechsel. Und sie machen es echt gut! Sie geben sich wirklich
die größte Mühe.
Und dann ist irgendwann auch mal Sense. Aus. Amen. Und dann
lasse ich meine Kinder auch mal in Ruhe. Wie gesagt, für mich wäre es auch ok, die
Grundschule zumindest ein halbes Jahr zu pausieren (Siehe früherer Blog „Was
wäre, wenn …“). Aber das ist dann ja auch nicht drin (ODER?!)
Was Menschen wie mir nicht hilft in dieser Situation, sind
die zahlreich angebotenen Krisentelefone. Ich will nicht mit jemandem über
meine Probleme sinnieren.
Was ich brauche, ist ganz praktisch formulierbar:
TECHNIK (danach kommt der DigitalPakt, nicht vorher!). Wie soll ich die
Matheaufgaben meines Sohnes ohne Druckerpatronen (erst in zwei Wochen
lieferbar) oder gar Drucker (sicher nicht vorhanden in VIELEN deutschen Familien)
ausdrucken? Wie soll ich gleichzeitig einen Zoom-Call (toller und kreativer Lösungsvorschlag
der Lehrer, wirklich!) für mein Schulkind mit dem Lehrer und den Zoomcall mit
meinem Chef in der Arbeit machen oder meinen Artikel schreiben? Wir haben
leider in der Familie nur zwei Laptops und beide sind in Homeoffice-Aktion. Auf
welches Gerät soll ich meinem Sohn die schlaue Lernapp laden?
Und wie sollen das weniger privilegierte oder auch versierte
Eltern mit keinen oder nur sehr einfacher Technikausstattung leisten?
Wer kommt vorbei, um meinem achtjährigen die Division zu
erklären und wann kann ich arbeiten?
Liebe Frau Bildungsministerin Karliczek (vielleicht merke
ich mir ja so den Namen), wo sind sie? Oder kommen Ihre Mühen einfach nicht bei
der überforderten Mutter an, die im Alltag nur noch dazu kommt, die
Push-Nachrichten zu checken?
Könnten Sie uns bitte drei Smartphones (für Lernapp und
Zockstunde – auch im Stundenplan der eigens geschriebenen Stundenpläne
vorgesehen) und Laptops zur Verfügung vorbeibringen? Oder sie den Schulen zur
Verfügung stellen? Oder einfach mal was dazu sagen?
Wie gesagt komme ich nicht ohne Vorschlag: Rufen Sie für
alle Grundschulkinder bis zur fünften Klasse JETZT SOFORT die längsten Sommerferien
der Geschichte aus. Bis August. Alles gleichzeitig geht nicht. Wofür?!
Die Lehrer bekommen weiter ihr Gehalt und stehen zu
Gesprächen mit den Eltern zur Verfügung. Auch ihnen wird diese Pause sehr wohl
tun!
Die Schulen rüsten in dieser Zeit technisch auf!
Die Eltern wiederum können sich derweil um ein
Wiederankurbeln der Wirtschaft kümmern. Und glauben Sie mir: Wir sind immer
noch sehr gut beschäftigt nebenbei mit unseren Kindern, die während eines Kundencalls
mal die eine oder andere Fensterscheibe mit dem Fußball zerbersten (Ja, da waren
ja auch mal diese Fußballplätze draußen … da habe ich allerdings noch keine
Lösung parat).
Na, was denken Sie Frau Ministerin Karliczek (langsam bleibt
der Namen drin)?! Geht das jetzt mal viral?
Ich wäre Ihnen wirklich SEHR verbunden!
Mit den besten, hoffnungsvollsten Grüßen,
Ihre Änna Coränna
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