Schleunigst entschleunigen!

Ich komme gerade von meinem schönsten und längsten Allein-Spaziergang (ever?!) zurück. ich schwöre, ich mache so was nie. Ich gehe nie alleine SPAZIEREN. Mindestens eines meiner vier Kinder oder sonstwer ist immer dabei. Wenn nicht, dann nutze ich die Mami-Alone-Zeit draußen, um zu joggen. Spazieren bringt ja nichts, da power ich mich nicht aus und ich kann auch sonst nichts Produktives tun. Und es frisst so viel Zeit. Pure Zeitverschwendung.

Das war vor Corona. Seit einigen Tagen (bei mir ist die Message ein wenig spät gelandet - wollte es partout nicht wahrhaben) ist Zeit nicht mehr Zeit. Wir haben Zeit. Zeit ist kein Druck mehr. Zeit kann nicht verschwendet werden. Sie ist einfach da. Und jibt uns wat (wie da Berlina sacht)!

Also habe ich - innerliisch - beschlossen, dass die Zeit jetzt meine Freiheit ist. Diese Erleuchtung hat übrigens eine aufoktroyierte Vollquarantäne (ich war schon vor zwei Wochen zufällig Kontaktperson, wurde vom Gesundheitsamt zurückgepfiffen und saß ein) und eine jetzt eigenverantwortliche Corontäne (nach großem Anraten der Kanzlerin und Androhen der Ausgangssperre) hinter sich.

Freiheit ist mein ein und alles. Ja, genau so pathetisch klingt es: Ich fühle mich wie Rilkes Panther, wenn ich nicht frei bin (Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.). Die erste Quarantäne hat mich folglich den letzten Nerv gekostet. Ich bin NICHT stark und neu aus ihr emporgestiegen - eher aggressiv und genervt ob der behördlichen Verschlamptheit (BERLIN, siehe Flughafen oh my god!!), die mich einfach eingebuchtet haben und ohne Test aushungern haben lassen.

DOCH: Ich bin kein ganz hoffnungsloser Fall. Es gibt glücklicherweise eine Entwicklung: Ich habe gestrampelt, geschrien und mich fürchterlich aufgeregt. Ich hatte ein brennendes UNFAIR-Gefühl in meiner Brust und war ohne Ende hippelig. Und eines schönen Morgens hat es plötzlich klack gemacht (Danke lieber Gott! Und das, obwohl die Kirchen zu sind :)).

Und so kam es zu diesem sehr schönen Spaziergang und zu noch viel mehr: zu gemütlichen, stundenlangen Essen mit meinen Kindern (normalerweise schlinge ich oder ich vergesse es ganz), zu verblüffend offenen talks mit meinem ältesten Sohn (im Alltag komme ich nur schwer an ihn ran, hatte es auf die Pubertät geschoben :)), zu freundlichen Gesprächen mit Kassiererinnen im Supermarkt (das in Berlin!!!), zu kreativen Bastelorgien mit meiner Tochter (ich schwöööre, ich war voll drauf!), zu langen Abenden en famille (normalerweise ist 8 Uhr mühsamst Schicht im Schacht).

Weil es WURST ist. Weil wir einen echten Ausnahmezustand erleben, der all den überflüssigen Scheiß einfach überflüssig, ja, fast schon lächerlich macht.

Weil wir zusammenhalten. Endlich - im Kleinen wie im Großen.

Also, es gibt auch für die Bockigsten unter uns noch Hoffnung auf die große Corontäne Erleuchtung.

Das - war mein Wort zum Freitag.

(Morgen geht's ums Co-parenting und warum getrennte Haushalte jetzt mal die Guten sind).

PS: Freue mich übrigens immer über Input, was Euch so beschäftigt in Corona times: Mails gerne an aennacoraenna@gmx.de oder als Kommentar!


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